Donnerstag, 30. Juli 2009

Dawkins, du Opfer

Man täuscht sich ja auch oft in den Menschen. Viele halten beispielsweise Albert Einstein noch immer für ein Genie. Dabei war er, von der Atombombe ganz zu schweigen, auch nur ein weiterer Trottel aus Ulm. Nirgends erkennt man das besser als in einem Brief, den Einstein 1954 an den Philosophen Erich Gutkind richtete.
Dort schreibt Albert: Das Wort Gottes ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann etwas daran ändern. Diese verfeinerten Auslegungen sind höchst mannigfaltig und haben so gut wie nichts mit dem Urtext zu schaffen. Zitat Ende.
Wir lernen daraus, daß es auf der ganzen Welt nur eine Sache gibt, die noch schlimmer ist als Religion: Atheismus.
Doch auch das vielgescholtene Christentum kann keinen wahren Trost mehr darstellen. Selbst in der katholischen Theologie wird mittlerweile angenommen, daß der Tod für den ganzen Menschen ein Ende setzt.
Nur Lieschen Müller mit ihrem ins Erwachsenenalter rübergeretteten Kinderglauben geht davon aus, daß es ein individuelles Leben nach dem Tode gibt. Sie tut dies, weil sie unfähig ist, eine Welt ohne sich zu denken. Wenn überhaupt, gehen wir einfach mal mit Aristoteles und Thomas von Aquin von der Tatsächlichkeit so einer unglaublichen Sache wie der Seele aus, dann existiert diese bloß in einer unerkennbaren Form fort.
Sie ist sich selbst und ihrem früheren Leben unbekannt, ohne Erinnerung, ohne Identität. Womöglich zwar bei Gott, aber eben nicht mehr als Lieschen Müller höchstselbst. Von daher dürfte uns das Jenseits eigentlich herzlich egal sein. Wir haben damit nichts zu schaffen. Wir sind hier.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Anhedonie

Ich bin einsam und fühle mich schlecht. Die Welt um mich herum interessiert sich nicht für mich, und sie braucht mich auch nicht.
Interessen habe ich keine mehr. Ich komme gut ohne Musik aus. Ich höre gerne nichts, Stille. Und da, wo schwarzer Regen fällt, hat jemand Gülle abgestellt.
Alt werden. Anfangen zu stinken. Merken, daß man ein bißchen so wie Maxim Biller geworden ist: Immer schlecht gelaunt, jeden Tag und heute.
Aus dem Fenster schauen. Die Nachbarin sehen. Sie kam vom Einkauf wieder, behängt mit den 36 Tragetaschen der Shaolin. Keiner hilft. Ich natürlich auch nicht. Statt dessen greife ich lieber zum Strick, steige auf den Drehstuhl und mache an der Deckenlampe herum.
Ganz traurig bin ich, der ich noch nicht gelebt habe, mich nun vom Leben zu verabschieden.
Da ruft die sanfte Stimme der Vernunft mir zu: Ertrage, man kann alles überleben.
Ich frage die Vernunft, ob ich ihre Handynummer haben kann, dann können wir uns mal auf einen Kaffee oder so treffen. Die Vernunft lehnt aber dankend ab. Das war zu erwarten.
Früher sagte ich mir immer: Auch dicke Mädchen brauchen Liebe. Aber nicht von mir. Heute wäre ich wohl nicht mehr so herablassend. Doch selbst die Dicken kommen nicht mehr.
Ich bleibe allein. Denke an ein tolles Girl von früher. Im Winter unseres Mißvergnügens trugen wir fünf Schichten Kleidung übereinander. Sie sah trotzdem noch verdammt sexy aus. Gelaufen ist nichts. Nur ich, durch den strömenden Regen.
Memories are made of Schulmädchenreport. Deutschland, nach Pille, vor Palle. Keine tödlichen Bumsviren, nirgends. Dafür ganze Hecken von Schamhaar. Das waren die Siebziger. Peter Frankenfeld führt durchs Programm. Es muß eine unfaßbar besockte Zeit gewesen sein.
Unterm Strich bleibt: Ein schöner Tag im Treckermuseum mit alten Erinnerungen.
Der Stuhl kippt.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Tristesse in Butternudeln

Fred, der Gymnasiast, hatte es mal wieder kommen sehen. Das Licht am Ende des Tunnels war gar kein Licht, sondern nur eine Fata morgana. Die Spiegelung von etwas, was gar nicht da ist. Hochphilosophisch, aber zugleich auch sterbenslangweilig.
Es hätte ein schöner Abend werden können. Wurde es dann aber doch nicht. Fred konnte nicht aus seiner Haut. Die war übersät mit Pickeln und Frustakne. Von den zornigen Mitessern der Selbstgerechtigkeit ganz zu schweigen.
Er versuchte, sich selbst einen Witz zu erzählen. Das klappte nicht, weil er mal wieder, wie so oft, die Pointe versemmelte.
Wird wohl mal wieder Zeit, Handcreme zu kaufen. Die von den skandinavischen Fischern. Die wissen, wie der Barsch läuft. Und solange man bloß sein Geld aus dem Fenster wirft und nicht sich selbst noch gleich hinterher, ist eigentlich alles in Ordnung.
Yuppidu. Schwing schwing.
Fred wechselte hinüber ins Wohnzimmer. Seine Freundin war immer noch da. Ach so, war ja ihre Wohnung, klar, warum auch nicht. Er nahm einen Sitzplatz in würdigem Abstand zu ihrer Wenigkeit in temporären Besitz und glotzte in die Richtung, in die auch sie kuckte. Der Fernseher lief, mal wieder. Heidi Klum suchte Nachwuchs. Ihr Sangesneger reichte ihr wohl nicht mehr.
Die Rothaarige finde ich irre gut, meldete sich die Freundin vom Fred unaufgefordert zu Wort. Das wollte Fred gar nicht wissen. Höflichkeitshalber sah er aber trotzdem mal kurz auf den Bildschirm.
Die Rothaarige, aha, na ja, zur Not, also, da würde er die wohl auch noch stöpseln. Ob seine Freundin und die Rote vielleicht mal Lust auf einen flotten Dreier...? Aber bestimmt nicht, denn die eine war sterbenslangweilig und die andere würde bald Topmodel sein.
Zurückgeholt auf den harten Boden der Tatsachen, wechselte Fred noch mal rüber Richtung Küche.
Aus der anderen Räumlichkeit grunzte die Freundin irgendwas nur halb Verständliches von wegen morgen abend essen gehen herüber. Fred sagte nichts dazu und dachte bloß bei sich: Püppi, laß mal gut sein. Keep it loose und so.
Er griff beherzt zur halbvollen Wodkaflasche und eliminierte durch gezieltes Schlucken guten Gewissens einen Großteil des dort noch vorrätigen Flüssigkeitspegels.
Schnaps, das war sein letztes Wort. In diesem Sinne: Schnaps.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Beziehungen

Beziehungen sind doch nichts. Die geben doch nichts her. Im Gegenteil: nehmen einem sogar noch was weg. Weil: Man verändert sich dadurch. Wird zu einem Menschen, der man nie sein wollte.
Klar, man muß Kompromisse eingehen. Und Rom wurde auch nicht an einem Tag niedergebrannt. Aber alles hat seine Grenzen. Es gibt schließlich auch noch so etwas wie Stolz. Den gibt man in einer Beziehung aber besser gleich mal von vornherein beim Pförtner ab.
Am Anfang ist alles, klar, was auch sonst, supidupi. Küssen und Kennenlernen und Tralalürchen.
Dieses Kribbeln im Bauch, kennst du das auch? Ja, natürlich, ich hatte ebenfalls schon mal Durchfall. Läßt der nach, dann hat auch meist das erste Verliebtsein bereits abgedankt.
Und dann läuft man irgendwann gleichgültig nebeneinander durch den Alltag, nervt sich gegenseitig an, hat aber immerhin noch Sex, für den man nicht bezahlen muß, und ehe man sich versieht, hört man sich selbst am Sonntagnachmittag so Sätze sagen wie: Schatz, ich stelle noch eben das kleine Fahrrad runter in den Keller.
Das interessiert Schatz dann aber auch schon nicht mehr. Sie sagt zwar noch Ja und Amen, denkt aber doch lieber an Brad Pitt. Nur ist sie eben nicht Angelina Jolie, sondern Katrin Paschunke. Und sieht auch dementsprechend aus. Naja, für den Fahrrad-in-den-Keller-Bringer reicht’s noch.
Solche traurigen, tranigen Existenzen trifft man überall, wo sich Menschen wider besseres Wissen zusammentun, ja: regelrecht zu einer Zweisamkeit zusammenrotten.
Da hilft nur eins: Isolation und Einzelhaft. Guantanamo, bahia guantanamera.
Logo, man findet sich selbst ja auch nicht so sonderlich geil, aber immerhin kann man sich so allein, wenn sonst keiner da ist, noch halbwegs ertragen. Da heißt es dann achselzuckend: Zwei Wochen nicht geduscht, nicht rasiert, das Haus nicht verlassen, na und? Stört doch keinen. Immerhin drei Bücher gelesen, ein paar alte Filme im Spätprogramm gesehen, Fertigmenüs in der Mikrowelle aufgewärmt und volle Pulle Motörhead gehört.
Machen Sie das mal in einer Beziehung.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Erstes Halbjahr 2009

Die Academy Awards. Afghanistan. Air France. Android Smartphone. Avril Lavigne.
Bangkok. Barack Obama. Benjamin Netanjahu. Bruce Willis.
Charles Darwin. Das chinesische Neujahr. Cristiano Ronaldo.
Dalai Lama. Darfur.
Earth Day. Edgar Allan Poe. Erdbeben. Europäische Union. Eurovision Song Contest.
FC Barcelona. Freitag der 13.
Gasstreit. Gaza-Streifen. Gazprom. Die globale Erwärmung. Guinea-Bissau.
Hillary Clinton. HTC Magic. Hubble. Hugo Chavez.
Indien. Internationale Filmfestspiele von Cannes. Iran. Island.
Jay Leno. Jennifer Hudson. John Travolta.
Kate Hudson. Kate Winslet. Königstiger.
Lindsay Lohan.
Madagaskar. Madonna. Malawi. Michael Jackson. Moldawien. Morgan Tsvangirai.
NASA. NATO. Nintendo DSi. Nordkorea.
Ostern. Österreich.
Papst Benedikt XVI. Pinguin. Pirat. Platz des himmlischen Friedens.
Rafael Nadal.
Satellit. Schmetterling. Schneesturm. Schweinegrippe. Shuttle. Slumdog Millionär. Somalia. Somalische Piraten. Sonnenuntergang. Sri Lanka. Susan Boyle.
Teheran. Terminator: Die Erlösung. The Pirate Bay.
Valentinstag. Vulkanausbruch in Alaska.
Waldbrände in Australien. Watchmen. Wimbledon. Winnenden. Winter. Wolverine.